4. September 2017

Bye, Bye Shanghai

Es ist Wahnsinn. Die Zeit verfliegt. Ich konnte nicht mal richtig mit dem Finger schnippen und schon ist meine Zeit hier rum. Meine letzte Woche hier ist angebrochen. Die letzte Woche in Shanghai. Irgendwie gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ja, ich freue mich auf zu Hause. Auf Familie und Freunde. Aber ich habe so lange auf dieses Abenteuer hingefiebert. Eigentlich seit dem Anfang meines Studiums. Und jetzt ist es einfach schon vorbei. 4 Monate hören sich lang an, vergingen aber echt schnell.

Aber ich bin wirklich unendlich dankbar und glücklich. Für alle Abenteuer, die ich hier erleben durfte. Alle Menschen, die ich auf meinem Weg getroffen habe und vor allem die, die mich auf allen Reisen begleitet haben. Für all die Erfahrungen, die ich hier machen konnte. Denn ich hab nicht nur kulturell extrem viel gelernt, sondern vor allem auch viel über mich selbst. Mit jeder Aufgabe und jeder kleinen Reise bin ich ein Stück gewachsen. Ich denke, die Zeit hier hat mich sehr geprägt. Wenn ich mit mal so überlege, wo ich eigentlich überall war und was ich alles gesehen habe. Es ist unglaublich. Ja natürlich, es gab Höhen und Tiefen. Aber Alles in Allem war es einfach ein großartiges Auslandssemester.

Okay, Schluss mit dem sentimentalem Zeugs. Denn: es ist noch nicht ganz vorbei. Am Samstag geht es in mein letztes kleines Abenteuer bevor es dann wieder mit dem Flieger nach Deutschland geht. Ich habe nämlich noch 3 Wochen Urlaub übrig und werde mit einer Freundin durch Vietnam und Thailand reisen. Unser erstes Ziel ist Hanoi, wo wir uns nicht nur die Stadt angucken werden, sondern auch einige Touren gebucht haben (z.B. in die berühmte Halong-Bucht). Unsere Reise führt uns dann weiter in den Süden nach Saigon (Ho Chi Minh City), wo wir einen Abstecher ins Mekong-Delta geplant haben. Dann geht's einmal über den Ozean nach Thailand auf die Halbinsel Krabi. Hier steht für eine Woche nur Entspannung, Sonne tanken und Insel Hopping auf dem Plan. Last but not least verbringen wir dann noch einige Tage in Bangkok. Danach geht's nach Hause.

Da ich mit begrenztem Gepäck unterwegs bin und einfach mal abschalten will, gibt's die nächsten Reisebeiträge erst wieder wenn ich zu Hause bin. Aber keine Panik, wer mich unter Palmen am Pool sehen möchte kann sich meine Bilder auf Instagram angucken! Bis dahin, haltet die Ohren steif :)

15. August 2017

Seoul, South Korea

Vor zwei Wochen verbrachte ich ein verlängertes Wochenende in Seoul, Südkorea. Ja, wirklich. Südkorea. Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich in eine Stadt flog, die nur ca. 280 km von der Hauptstadt Nordkoreas entfernt war. Mal abgesehen davon, dass ich wusste, dass Südkorea ein hoch entwickeltes Land ist, war mir schon etwas mulmig. Aber ich freute mich wie ein Honigkuchenpferd darauf, die Koreaner kennenzulernen und mir die moderne Hauptstadt anzugucken. Da unser 4-Sterne-Hotel mitten in Gangnam lag und wir uns einfach mal etwas gönnen wollten, war die Vorfreude umso größer. Und wir hatten auch eine lange Liste an Sehenswürdigkeiten, die wir nicht missen wollten.

Seoul ist ein absolutes Shoppingparadies. Es reihen sich Malls an Malls an Malls und selbst auf den Straßen gibt es viele zusammengestellte Klapptische, die alle möglichen Waren verkaufen. Für uns Mädels war das natürlich der größte Spaß. So machten wir uns auch zuerst auf nach Myeongdong, wo sich Kosmetik-Läden gegenseitig mit Schnäppchen und Gratisproben überboten. Ich habe noch nie soviel Make Up und Cremes auf einem Haufen gesehen. Natürlich heimsten wir größtenteils nur die Freebies ein. Ansonsten gab es leckeres Streetfood. Mit Nutella gefüllte Waffeln, Hähnchenspieße, Churros mit Streuseln, Hackbällchen und Kebap. Wir ließen uns einfach treiben und fanden uns später in einem Katzencafé wieder. Wie aus dem Fernsehen oder direkt von Instragram kopiert: ein Laden voller süßer Fellknäuel, die durch den Raum tollten oder auf der Kuchentheke schliefen (zugegeben nicht ganz hygenisch). Es war wirklich toll und eine Norwegische Wildkatze hatte es mir besonders angetan. Durch die Underground Malls und Hochhäuser voller Luxusmarken streunten wir natürlich auch einmal und ließen das ein oder andere Teil in unsere Einkaufstüten wandern. Auch der Common Ground, ein Containerpark, der kleine Hipster-Läden bot, war super cool. Hier schlug direkt mein Fotografenherz höher und ich fühlte mich umgehend wohl.


Abgesehen davon, dass Seoul nicht mal halb so groß ist wie Shanghai, ist es trotzdem eine bedeutende Hauptstadt. Aber so entspannt und ruhig kenne ich keine andere Stadt. Die Koreander sind total relaxed, sehr freundlich und unglaublich gut gestylt. Es ist eine komplett andere Welt als China, was ich nicht gedacht hätte, da wir ja nur knapp 2 Std. geflogen sind. Auch als wir an dem einem Abend auf dem N Seoul Tower standen und hinunter auf die Stadt guckten, bot sich ein ganz anderes Bild. Es war schon irgendwie einzigartig. Die Straßen und Brücken zogen sich sehr weit nach außen und es gab keine riesigen Gebäude, aber trotzdem hatte die Stadt irgendwie Charakter. Von unserem Hotelzimmer aus (wir wohnten im 10. Stock) hatte man auch eine fantastische Aussicht. Man konnte über ganz Gangnam gucken und sah in der Ferne den Tower. Ich saß einfach oft nur vor dem Fenster und schaute raus. Es gefiel mir wirklich richtig gut! (s. oben)



Unser Hotel war generell toll. Wir hatten ein Spa, indem man seine kaputt gelaufenen Füße in einem japanischen Onsen entspannen konnte, ein riesiges Frühstücksbuffet jeden Morgen und es gab einfach free Late-Night-Ramen ab 21.30 Uhr. Das war einfach der Wahnsinn! Auch wenn man tagsüber viel gesehen hatte und es halt ein typischer Städtetrip war, hatte man abends etwas Entspannung und konnte sich mal etwas erholen von den vorherigen Backpacker-Touren.

Eines meiner Highlights war auch der Tag, den wir im Hanok Village und dem Künstlerviertel von Seoul verbrachten. Hier fand man viel Kultur und viel Trubel. Als ich zwischendurch noch ein Plakat von einer Banksy-Ausstellung in einer nahegelegenen Galerie sah, war ich völlig aus dem Häuschen. Ich liebe seine Werke und wollte schon immer mal in seine Ausstellung, aber ich hatte bis jetzt noch nie Gelegenheit dazu. Was ein Zufall, dass ich gerade in Südkorea dazu komme.


Mein Fazit: Korea ist definitiv eine Reise wert. Ich habe nur einen Bruchteil gesehen und Seoul repräsentiert ja auch nicht das ganze Land, aber es hat mir super gefallen. Es stand lange auf meiner "Muss-ich-unbedingt-hin"-Liste. Und ja, man muss unbedingt hin. Die Stadt war einfach cool und gelassen und das braucht man manchmal einfach. Zu empfehlen!

2. August 2017

6 Days of Yunnan

Die vergangenen Tage verbrachte ich in Yunnan, der südlichsten Provinz Chinas. Sie liegt an der Grenze zu Vietnam, Laos und Myanmar und versprach etwas vom alten, traditionellen China zu sehen. Auf unserer Liste standen einige Gebirge, alte Städte und viele Sehenswürdigkeiten, die nirgendswo anders zu finden sein sollen ...

MI | Ein neues Abenteuer beginnt. Wir sitzen auf dem Flughafen in Shanghai. Ganz euphorisch. Gegen 21:30 Uhr sollte unser Flugzeug starten. Ist es aber bis jetzt nicht. Die Verspätung wird immer länger. Die Euphorie schwindet. Mit ca. 3 Stunden Verspätung heben wir dann ab, in dem engsten Flugzeug, das ich je gesehen habe. In Kunming (Hauptstadt der Provinz Yunnan) angekommen, gibt es weit und breit kein einziges Taxi. Hunderte von Menschen, aber keine Taxis. Später sollten wir rausfinden warum. Ein Chinese quatscht uns an und wir steigen völlig fertig und mit einer "Jetzt-ist-mir-eigentlich-auch-alles-egal-ich-will-ins-Bett"-Laune in seinen Minibus. Gleich auf dem Highway geraten wir in einen Stau, der sich einfach nicht aufzulösen schien. Nächste Abfahrt runter von der Schnellstraße, nächstes Problem: Überflutung. Und zwar heftig. Die Regenfälle machten uns einen Strich durch die Rechnung. Heute war irgendwie nicht unser Glückstag. Der Fahrer opferte dann in einer riesigen Pfütze (das Wasser stand knapp bis zum Kofferraum) sein vorderes Nummernschild und brachte uns letztendlich heil zum Hotel. Um 5:30 Uhr checkten wir dann ein und schliefen bis zum spätmöglichsten Check-Out.

DO | Ca. 5 Stunden Schlaf später sah die Welt irgendwie schon wieder besser aus. Ich war halbwegs ausgeschlafen und die Sonne begrüßte uns als wir aus dem Hotel traten. Da wir für einen großen Ausflug keine Zeit mehr hatten (unser Nachtzug nach Lijiang fuhr abends um 21 Uhr), entschieden wir uns für einige kleinere Ziele in der Stadt. So liefen wir zuerst zum Flower and Bird Market in Kunming. Hier gab es neben wunderschönen Kakteen und Sukkulenten alle möglichen Tierarten zu kaufen. Hundewelpen, Kaninchen, Hamster, Fische, Käfer, Wellensittiche und Chinchillas. Danach setzten wir uns in den nächsten Linienbus zu einem nahegelegenen See. Die kühle Seeluft und das Klima (fast wie zu Hause und nur ca. 20-25 Grad) waren wirklich angenehm. Neben dem See befindet sich gleich das Minority Village. Hier wird das Leben der Minderheiten in Yunnan nachgestellt und repräsentiert. Ein kleiner Spaziergang hier war wirklich schön. Wir fanden uns später an einem Grill mit Kartoffeln und Fleischspießen wieder. Danach machten wir uns auf zum Bahnhof.

FR | Der Nachtzug juckelte langsam über die Gleise. Ich hatte kaum ein Auge zugemacht und mein Rücken schmerzte. Wir stiegen gegen 7 Uhr aus dem Zug und traten in die frische Morgenluft. 15 Grad war ich nicht mehr gewöhnt. Auf unserem Plan für heute: der Jade Dragon Snow Mountain. Hier gab es verschiedene Seilbahnen und Aussichtspunkte. Wir wollten zuerst zum Blue Moon Valley, ein See mitten im Gebirge, der so poolblau ist, dass es schon fast total unnatürlich wirkt (s. oben). Es handelt sich hier um geschmolzenes Gletscherwasser, das kristallklar ist. Es war wirklich super schön. Danach wollten wir zur Yak-Wiese, aber irgendwie fanden wir den Weg nicht und dann fing es auch noch an zu regnen. Also entschieden wir uns dazu ins Hostel zu fahren und uns erstmal eine warme Dusche zu gönnen. Unser Hostel war wirklich süß und hatte eine tolle Aussicht über die Altstadt von Lijiang. Diese erkundeten wir gleich danach. Kleine alte Gassen, überall Geschäfte und viel Trubel. Das UNESCO-Weltkulturerbe enttäuschte uns nicht. Abends gab es dann Yak. Fleisch, Milch, Yoghurt, Eis und Bonbons. Alles vom Yak.

SA | Nach einem leckeren Frühstück im Hostel machten wir uns auf zum Lashi Lake, ein See ganz in der Nähe von Lijiang. Unser Hostel hatte uns eine Tour mit einer Bootsfahrt, Hotpot-Essen und einem Ausritt rundum den See organisiert. In einem kleinen Ruderboot mit Elektromotor-Update schipperte uns ein fröhlicher Chinese über den See. Dann wurden wir in einer Hütte abgeladen und es gab lecker Gemüse, Nudeln und Brühe - Hotpot eben. Nebenbei fing es an zu regnen, was nicht nur uns nicht gefiel, sondern auch den Pferden nicht. Ich war sowieso skeptisch, denn ich hatte in der Vergangenheit nicht die beste Beziehung zu diesen Tieren. Als ich mich überwunden hatte, auf dem Pferd saß, wir losritten und der Nieselregen auf einmal doller wurde ... bereute ich es schon wieder. Klatschnass und durchgefroren kamen wir von der Tour zurück. Es war witzig, aber ich steige definitiv nie wieder auf ein Pferd! Nach einer langen Dusche und einem Nickerchen kauften wir uns Karten für das Naxi Orchestra in der Altstadt. Die Naxi sind eine kleine ethnische Minderheit, die in Yunnan lebt. Die traditionelle Musik wird immer noch in Lijiang von 80-jährigen Chinesen aufgeführt, stirbt aber leider langsam aus, da es keine weiteren Nachfolger gibt. Es hat mir richtig gut gefallen und es war schön den älteren Chinesen beim spielen der Instrumente zuzuschauen.

SO | Unseren letzten Tag in Lijiang verbrachten wir im Baisha Village. Ein weiterer kleiner traditioneller Ort in Yunnan. Hier schauten wir uns eine Schule für Stickerei an, in der uns eine Frau die Arbeit ihrer Schüler und Meister zeigte. Aus Seide gestickte Kunstwerke, kaum bezahlbar, unendlich detailliert und wunderschön, wie Gemälde. Sonst kauften wir noch Souvenirs und schlenderten durch die kleinen Gassen. Abends fuhr uns der Nachtzug nach Kunming zurück.

MO | Aus dem Nachtzug raus erwartete uns gleich das nächste Ziel in Kunming: der Stoneforest. Hier gab es eine Karstfelsenlandschaft zu bestaunen und enge Wege zu begehen. Steine ragten überall in den Himmel. Sehr außergewöhnlich. Es war sogar schönes Wetter und wir konnten einen letzten entspannten Tag dieser Reise hier verbringen. Wir fanden einen netten älteren Fahrer der uns hinfuhr und auch wieder zurück. Er brachte uns später direkt zum Flughafen, wo dann unser Flug abends nach Shanghai zurückging.

Und während ich gerade diesen Beitrag verfasse, sitze ich mitten in Seoul (Südkorea) und gucke aus unserem Hotelfenster im 10. Stock. Ich habe eine fantastische Aussicht und fühle mich hier sauwohl. Aber mehr dazu erst im nächsten Post. Bis dann, Freunde!

17. Juli 2017

Huangshan & Skywalk

DO | Es ist 20:16 Uhr und der Nachtzug fährt ab. Zum ersten Mal in meinem Leben schlafe ich in einem Bett auf Rädern und dann ist es auch noch in China. Wir hockten in einer Kabine mit 4 Betten, jeweils 2 übereinander. Es war sehr beengt, aber irgendwie gemütlich. Zumindest hatten wir einen Soft Sleeper, also sogar eine richtige Matratze. Mit ein bisschen Musik und unserem UNG-Spiel (ja, das ist die chinesische Fake-Version von UNO) schafften wir uns Wohnzimmer-Atmosphäre. Später fiel ich dann in einen ruckeligen und (zugegeben) leicht unruhigen Schlaf. Der Zug ratterte und klapperte. Ganze 12h fuhren wir nach Huangshan. Aber es war komfortabler als in manch einem Hostel-Bett.

FR | Nach wenigen Stunden Schlaf kletterten wir um 7 Uhr morgens aus dem Zug. Wir sind angekommen. Inmitten einer Berglandschaft von China, dem Mount Huangshan. Vorbild für die Halleluja-Berge aus Avatar. Heute wird gewandert. Aber davor mussten wir erst mal ins Hotel. Nicht nur um unsere Sachen abzustellen, sondern auch um uns die Wanderrouten erklären zu lassen. Gesagt, getan. Wanderschuhe zugeschnürt und ab in den nächsten Bus zum Berg. Schon auf der Fahrt konnte man steile Abhänge und riesige Berggipfel sehen. Wir beschlossen, den ersten Tag hochzulaufen. Diese Entscheidung sollten wir später noch bereuen. Denn es ging für uns ca. 2,5h steile Treppen hinauf (eine ist auf dem rechten Bild zu sehen). Bei 30 Grad. War die eine Treppenpartie geschafft, sah man schon die nächste, die einfach nicht aufzuhören schien. Aber Leute, die Aussicht belohnte einen. Auf dem Weg nach oben hatte man eine tolle Sicht. Wir hatten perfektes Wetter. Gar kein Nebel. Nix. Nada. Klare Sicht auf die Berglandschaft. Oben angekommen zitterten uns zwar die Knie, aber wir jammern ja nicht. Trotzdem liefen wir zu ein paar Aussichtspunkten weiter z.B. dem Monkey gazing over the Sea (siehe linkes Bild), ein Stein, der aussah wie ein Affe, der auf dem Berg hockt und, so wie wir, die Aussicht genießt. Nachmittags gönnten wir uns dann eine Fahrt in der Seilbahn nach unten. Im Hotel dann ein laaanges Fußbad und ein kaiserliches Abendbrot.

SA | Wandertag Nr. 2 - zum Glück (noch) kein Muskelkater. Trotzdem entschieden wir uns diesmal für die Seilbahn nach oben und planten eine ca. 4-5h Tour durch die Berge des Mount Huangshan. Die Route, die wir uns ausgesucht hatten, führte an großen Pinien, steilen Treppen und wahnsinnig tollen Ausblicken vorbei. Auf manchen Gipfeln hatte man einen Rundumblick auf das Gebirge und mir stockte teilweise der Atem. Noch nie habe ich so eine großartige Landschaft gesehen. Steile Berge, mit Bäumen bewachsen. Wirklich wie aus einem fiktiven Film. Zum ersten Mal machte mir wandern wirklich unglaublichen Spaß. Wir haben zwischendurch sogar einen Bergaffen beobachten können, der in der Ferne auf dem Berg rumkletterte! Am Ende der Wanderroute führte ein Weg wieder hinunter zur Busstation. Ich glaube, das gab meinen Beinen den Rest. Leider unterschätze ich auch total die Kraft der Sonne. Schon beim Abstieg zeichneten sich rote Stellen an meinem Hals ab. Als wir unten angekommen waren, hingen alle nur noch da wie ein Schluck Wasser. 2 Tage Hardcore-Wandern - das war keiner von uns gewohnt. So richtig spaßig wurde es aber erst am nächsten Tag ...

SO | Der Wecker klingelte und ich stieg aus meinem Bett. Sofort fingen meine Oberschenkel und vor allem meine Waden an es mir heimzuzahlen. Hallo, Muskelkater! Dann schaute ich in den Spiegel. Super. Hallo, Sonnenbrand! Nach einem stärkenden Frühstück verschwanden wir alle wieder im Hotelzimmer und schliefen noch eine Runde. Unser Zug fuhr erst um 14 Uhr und wir waren alle zu nix mehr zu gebrauchen. 2h Mittagsschlaf später schlurften wir verschlafen und völlig fertig zum Bahnhof. Keiner konnte mehr richtig laufen. Alle freuten sich über einen verbrannten Nacken oder eine gerötete Stirn. Yippie. Der Schnellzug brachte uns in 4h zurück nach Shanghai. Dann fielen wir einfach nur noch ins Bett. Auch wenn mir der Muskelkater noch etwas nachhängt, der Trip war echt toll. Es hat sich so gelohnt. Es war bis jetzt einer der besten Ausflüge, die wir je gemacht hatten!
EXTRA | Bevor wir am langen Wochenende nach Huangshan gefahren sind, gab es noch ein anderes Highlight, dass ich mit euch teilen möchte. Ich kleiner Adrenalin-Junkie habe mich doch tatsächlich getraut auf dem Jin Mao Tower in 340m Höhe einen Skywalk rundum das Gebäude zu machen. Es war der absolute Wahnsinn! Man konnte über ganz Shanghai gucken, ohne das eine Scheibe oder ein Geländer einem die Sicht versperrte. Die Sicherheitsgurte erlaubten es sogar sich etwas vorzubeugen und nach unten zu gucken. Auch wenn der ganze Spaß ein bisschen was gekostet hat, sowas macht man nur ein Mal im Leben und das wird mir lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

9. Juli 2017

Nanjing & Zhujiajiao

Nachdem die letzten Uniwochen sehr stressig waren, wird es jetzt langsam ruhiger. Alle Klausuren sind geschrieben, die meisten Projekte abgegeben und nur noch wenige Vorlesungsstunden übrig. Der komplette Juli ist voller Reisepläne, da wir insgesamt 4 lange Wochenenden haben (Donnerstag und Freitag sind von nun an vorlesungsfrei, yeah). Und an diesem ersten langen Wochenende stand für uns die Hauptstadt des Südens auf dem Plan: Nanjing (Nanking).

DO | Da wir Freitag einen Businesstermin in der Stadt hatten, setzten wir uns bereits Donnerstagnachmittag nach der letzten Vorlesung in den Schnellzug. Nanjing war einst die Hauptstadt Chinas (heute: Hauptstadt des Südens, da Nan = Süden) und ist sehr geschichtsträchtig. Eines der wahrscheinlich mit schlimmsten Ereignisse in der Geschichte Chinas fand hier statt: das Massaker von Nanjing bzw. einer der Angriffe auf China im zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg (zweiter Weltkrieg). In der Stadt gibt es eine Memorial Hall, die der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich ist und diese war auch gleich unser erstes Ziel. Denn wie soll man China richtig kennenlernen, wenn man sich nicht mit der Vergangenheit des Landes auseinandersetzt? Und die Ausstellung war, puh, sehr heftig. Es hat mich echt mitgenommen. Wer mehr Infos darüber haben will, der schmeißt am besten mal Google an. Da Deutschland hier auch eine große Rolle gespielt hat und das die meisten gar nicht wissen, ist es wirklich gut sich mal näher damit zu beschäftigen. Danach pilgerten wir durch die kleine historische Altstadt bis zur Stadtmauer. Kaum zu glauben, aber um 18 Uhr abends waren wir dort allein. Ohne Chinesen. Sehr unrealistisch, ich weiß. Dazu der Sonnenuntergang. Die Skyline. Die hunderttausend Zikaden, die seit ca. 2 Wochen überall ihren wunderschönen Krach verbreiten. Fantastisch. Fotogener hätte sich Nanjing für uns nicht geben können.

FR | Am Freitag hatten wir dann einen Company Visit, der von unserer Uni organisiert wurde. Als wir danach dann an den Xuanwu Lake gehen wollten, fing es auf einmal urplötzlich an zu regnen. Stimmung war im Keller. Regen in China ist echt nicht lustig. Ein Eis bei Mc's später sah die Welt aber wieder ganz anders aus und die Sonne lachte uns ins Gesicht. So saßen wir gemütlich am See, sahen auf die Skyline der Stadt, schlenderten durch den nahegelegenen Park und wurden durch den Wetterwechsel sogar mit einem Regenbogen belohnt. Freitagabend traten wir dann den Heimweg an.

SA | Den ganzen Samstag verbrachten wir in Shanghai. Es kam neuer Besuch (von einem Kommilitonen) und ich wollte die Gelegenheit zum Fotografieren nutzen. Die Hitze drückt seit ca. 2 Wochen (seitdem die Zikaden da sind - hat bestimmt was damit zu tun?) so extrem, dass man nach 5 min hektisch nach der nächsten Klimaanlage sucht oder sich ein neues T-Shirt herbeiwünscht. Metrofahrten werden damit zum Highlight, denn hier klebt Chinese an Europäer an Chinese, yippie. Naja, auf jeden Fall konnte ich ein paar gute Fotos zustande bringen. Mit viel Geduld. Vielen Versuchen. Viel Blut, Schweiß und Tränen (fast wortwörtlich). Hier das Ergebnis!

SO | Sonntags fuhren wir dann noch in eine andere Wasserstadt nicht weit von Shanghai. Zhujiajiao ist ungefähr 50 km und 1,5 h Busfahrt entfernt. Auch wenn es sehr heiß war, hat es sich wirklich gelohnt. Die kleine Kanalstadt hat mir um einiges besser gefallen als Tongli vor ein paar Wochen. Die Stadt lässt ein Stück altes Shanghai durchblitzen, dass ja erst in den letzten paar Jahrzehnten so rasant gewachsen ist. Es gab süße kleine Cafés, Restaurants und Geschäfte. Und es war nicht hoffnungslos überlaufen. Mit einem kleinen chinesischen Fächer und einer eisgekühlten Cola ließ es sich aushalten. Abends waren wir trotzdem ziemlich knülle, einfach weil die Hitze einem permanent zu schaffen macht. Auch ein bisschen weil die Fahrt in dem stickigen Bus nicht ganz so angenehm war.

Die nächsten Wochen werden so extrem aufregend. Das kommende Wochenende verbringen wir nämlich erst einmal am Mount Huangshan. Also es wird quasi erstmal nur gewandert. Dann geht es die Tage darauf weiter in die südlichste Provinz Chinas, Yunnan. Dass diese "Provinz" so groß ist wie Deutschland und Niederlande zusammen, lässt darauf schließen, dass wir seeehr viel sehen werden. Und die absolute Krönung ist die Reise nach Seoul am Ende des Monats. Südkorea, Leute. Ich werde so viel zu berichten haben - freut euch drauf! :)  

19. Juni 2017

Living in Shanghai

Ganze fünf Wochen lebe und studiere ich nun schon in dieser riesigen Metropole. Die Zeit verfliegt. Und es ist unglaublich, was ich bisher schon erlebt, beobachtet und gesehen habe. Mein Chinesisch wird allmählich immer besser und mein allgemeines Verständnis von der ostasiatischen Kultur auch. Da ich bisher immer nur kurz von meinen Reisen berichtet habe, dachte ich mir, gebe ich euch mal einen Einblick in das Leben hier in Shanghai generell.

DIE UNI | Der Hauptgrund meiner Reise ist ja mein Studium. Die Tongji-Universität ist eine sehr große und angesehene Uni hier in Shanghai. Es gibt einen riesigen Campus und kurz davor steht unser 27-stöckiges Management-Gebäude, in dem wir jeden Tag von 9-17 Uhr Vorlesungen haben. Neben Fächern wie E-Business und Supply Chain Management habe ich zwei Mal die Woche Chinesisch. Das Lernen der Sprache macht mir total Spaß und ist auch eigentlich gar nicht sooo schwer wie man es sich vorstellt. Wir lernen zwar nur Pīnyīn (also die chinesische Lautsprache in normalen Buchstaben) und keine Schriftzeichen, aber durch die direkte Anwendung der Sprache in Restaurants, Taxis und beim Smalltalk lernt man auf eine ganz andere Weise. Letzens hatten wir eine Kalligraphie-Stunde, in der wir mal unseren chinesischen Namen und einige anderen Zeichen mit Pinsel und Tinte auf spezielles Papier gemalt haben. War ganz witzig, aber Lesen und Schreiben generell ist wirklich schwierig. Diese Woche haben wir unsere erste Zwischenprüfung in Chinesisch und eine Klausur in Chinese Culture. Danach wird es noch einen Dumpling-Kurs geben, wo wir gemeinsam Teigtaschen machen und ich freue mich totaaaal darauf! Vielleicht verrät mir jemand das Rezept.

DAS ESSEN | Kommen wir doch gleich zum Thema Essen. Da hat es uns hier in der Nähe der Tongji Universität wirklich gut getroffen. Hotel und Uni liegen an einer großen Straße. An dieser gibt es vorne einen Obstladen, der täglich neue Lieferungen bekommt. Neben frischer Melone, Mango, Drachenfrucht und Bananen gibt es auch exotische Früchte wie Durian (die "Stinkfrucht"), Jackfrucht oder Yumberry (Myrica Rubra). Gleich daneben hat unser berühmter Bāozi-Mann seinen Stand. Das ist eine Art Hefekloß gefüllt mit Fleisch, Gemüse oder Sesam. Bāozi ist nicht nur unser aller Lieblingsessen, sondern auch unser chinesisches Lieblingswort. Alles ist Bāozi. Gegenüber von unserer Uni gibt es dann einen großen Food Court, in dem man viele verschiedene Restaurants finden kann. Von typisch chinesisch über japanisch bis hin zu arabisch. Hier wird es eigentlich fast nie langweilig und egal was ich bisher bestellt habe (bzw. worauf ich blind getippt habe), es war immer super lecker. Direkt an der Straße gibt es auch leckere Wraps (mit Hühnchen, Ente oder Rind), einen Smoothie-Stand, der frisch gepressten Saft verkauft und einen Waffelladen (in dem ich Stammgast bin). Die Waffeln heißen hier Eggrolls und sind aus kleinen Teigkugeln zusammengesetzt - yumyumyum!

DIE STADT | ... ist so verdammt groß. Und hier leben so unglaublich viele Menschen. Dennoch fühle ich mich in den Massen und zwischen den vielen Hochhäusern erstaunlich wohl. Die Stadt lebt rund um die Uhr. Es ist immer was los. Und es gibt so viel zu sehen und zu tun. Ich hab bis jetzt wahrscheinlich nur einen Bruchteil der Stadt erkundet. Und ich muss sagen, im Vergleich zu Berlin ist die Stadt sehr gepflegt. Selten liegt Müll auf den Straßen und wenn, dann kommt jemand und sammelt es ein. Ansonsten begeistert mich hier noch das Metrosystem, dass 14 Linien und über 360 Stationen hat. Man kommt super schnell von A nach B, auch wenn man sich zur Rush Hour schon manchmal noch mit reinquetschen muss.

DIE KULTUR | Generell finde ich die Menschen hier alle sehr nett. Natürlich gibt es ab und zu Ausnahmen, wie überall auf der Welt. Und nicht alle Sitten und Gebräuche sind mit meinen zu vereinbaren. Dennoch komme ich im Großen und Ganzen mit dem Leben hier gut klar. Durch mein Bisschen Chinesisch kann ich mich eigentlich gut verständigen und wenn nicht nutze ich eben Hände und Füße. Shanghai ist sehr westlich geprägt und es gibt nur wenige Dinge, an die man sich zu gewöhnen hat. Sonst ist der Lifestyle ähnlich wie in jeder anderen Großstadt. Man muss sich eben nur damit abfinden, dass man als Europäer ständig angestarrt, beobachtet und heimlich fotografiert wird. Zeitweise nervt mich das wirklich, weil ich nicht verstehe, warum man mich nicht vorher einfach fragen kann. Aber an sich ist es eigentlich auch egal. Die Chinesen sind halt so. Mit den verschiedenen Religionen und Denkweisen wie Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus setze ich mich immer mehr auseinander. Es ist wirklich interessant einige Dinge hier zu beobachten.

Mir geht es wirklich sehr gut hier und das ganze Abenteuer macht mir unheimlich Spaß! Natürlich habe ich zwischendurch auch mal Heimweh und wünsche mir, ich wäre mal für einen Tag im Sommer in Berlin. Aber eigentlich ist das Auslandssemester noch besser, als ich es mir vorgestellt habe. Vieles was für andere neu ist, ist für mich ganz schnell zur Normalität geworden. Und es liegt noch so viel vor mir. Es gibt noch seeehr viel zu entdecken!

12. Juni 2017

Suzhou & Tongli

Ihr habt wohl gedacht ich hab nix mehr zu erzählen? Nee, falsch gedacht. Die Uni spannt mich nur leider von morgens bis abends ein. Die Abgabetermine von unzähligen Projekten, Hausarbeiten und Präsentationen rücken immer näher. Und es kommen immer noch welche obendrauf. Da bleibt nicht viel Zeit zum schreiben. Aber Freunde, hier wieder ein Update. Denn wer fleißig ist, darf nach getaner Arbeit auch genießen und durch die Weltgeschichte reisen.

Und so machten wir uns am vergangenen Wochenende auf nach Suzhou. Eine Stadt am Wasser, die wegen ihrer Kanäle auch als "Venedig des Ostens" genannt wird. Wir fuhren mit dem Schnellzug etwa eine halbe Stunde von Shanghai. Als wir ausstiegen schüttete es wie aus Eimern. Wassermassen stürzten von den Dächern. Und die Regenzeit hat offiziell ja noch nicht mal begonnen. Halleluja. Naja, wir hatten Regenjacken und -schirme und es wurde dann etwas weniger bzw. hörte zwischenzeitlich sogar auch mal ganz auf zu regnen. Unser erster Halt war die Beisi Pagoda. Ein 9-stöckiger Turm, buddhistisch geprägt, mit viel Geschichte und einem schönen Garten drum herum. Hier gibt es einen Brauch: man soll drei Runden in der Pagode im Uhrzeigersinn drehen. Das soll nicht nur Glück, Gesundheit und Erfolg bringen, sondern bewirkt auch, dass Drachen und Yakshas (Naturgeister) vor Sorgen und Problemen schützen. Wer entgegen dem Uhrzeigersinn läuft, bewirkt genau das Gegenteil. Natürlich haben wir es richtig gemacht und die Geister wachen nun über uns. Ein paar Meter weiter fanden wir ein idyllisches Teehäuschen und retteten uns ins Trockene. Mit einem Glas grünen Tee in der Hand schauten wir hinaus in den Regen und freuten uns über die gemütliche Atmosphäre. Das Leben kann manchmal so einfach und so schön sein.

Danach liefen wir zu einem der vielen Gärten dieser Stadt. Der Humble Administrator's Garden (= der Garten des bescheidenen Politikers) ist eine traditionelle chinesische Anlage mit verzierten Häusern und Bonsais. Da das Wetter nur semi-gut war, wollten die Chinesen auch lieber alle ins Museum nebenan und es war nicht hoffnungslos überlaufen. Hinsetzen und durchatmen war also inklusive. Als der Regen allmählich aufhörte, wanderten wir durch die Straßen von Suzhou zu den Kanälen. Niedlich, dass sie sich mit Venedig vergleichen. Immerhin haben sie auch Wasserstraßen. Trotzdem hat mir Suzhou wirklich gut gefallen.

Abends juckelten wir mit einem Bus in das nächstgelegene kleine Wasserdorf Tongli. Hier hatten wir für eine Nacht ein Hotel gebucht und wollten dann gemütlich den Sonntag dort verbringen. Ja ähm, angekommen gabs schon das nächste Abenteuer. Denn die Frage war: wie hinkommen, wenn Google Maps keinen richtigen Standort ausspuckt und kein Chinese je von diesem Hotel gehört hatte, uns also nur fragend anschaute? Nachdem wir eine Stunde durch die Gassen geirrt sind und uns wahrscheinlich jeder einzelne Einwohner fünf Mal an seinem Haus vorbei laufen sah, fanden wir ein Café mit einer netten chinesischen Familie, die für uns in dem Hotel anrief. Ein Mann von der Rezeption kam uns dann dort abholen und führte uns zu der Unterkunft. Ein Hoch auf unser bisschen Chinesisch! Sonst wären wir wahrscheinlich nie angekommen. (Am nächsten Tag gab es dann bei der Familie im Café Saft, Kaffee und Waffeln für alle - sie hatte uns ja sozusagen den Trip gerettet und wir wollten ihr wenigstens zum Dank etwas Umsatz bescheren.) Nachdem wir unsere Sachen dann im Hotel abgestellt hatten, gab es warme Nudelsuppe und später noch ein gemütliches Zusammensitzen in einer Bar, in der ein sehr talentierter chinesischer Sänger für uns eine Einzelvorstellung gab. Denn das Dorf war nachts wie ausgestorben.

Morgens ging es wieder los. Das Dörfchen bot einige "Scenic Spots" für Touristen entlang der Kanäle, die aber leider sehr überlaufen waren. Ganz anders als am Abend zuvor, drängelten und quetschten sich Menschen durch die Gassen. Wir machten dann noch eine kleine Bootsfahrt und ließen uns etwas treiben. Es war ganz nett dort, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir in eine Touristenfalle getappt waren. Es haute mich jetzt nicht vom Hocker. Kleine Anekdote, um zu verstehen was ich meine: Eine der Hauptsehenswürdigkeiten war der Pearl Tower ... ein hinter Glas gestellter Miniatur-Turm, an dem Perlenketten mit Sekundenkleber befestigt waren. Die Chinesen sind witzig.

Aber da es noch andere Wasserstädte in der Nähe von Shanghai gibt, gebe ich die Hoffnung nicht auf und werde weiter nach den schönsten Plätzen von China suchen! Liebe Grüße an alle zu Hause. Schön, dass ihr alle meinen Blog so fleißig verfolgt. ♥

31. Mai 2017

4 Days of Peking

TAG 1 | 4 Uhr klingelt mein Wecker. Es ist Samstag, der 27.05. und heute geht es nach Peking. Total müde und irgendwie noch etwas verwirrt mache ich mich fertig, greife meinen Rucksack und stolpere zu den anderen nach unten in die Lobby. Draußen wartet schon unser Taxi, das uns zur Hongqiao Railway Station bringt. 6:39 Uhr fährt uns dann der Schnellzug mit nahezu Lichtgeschwindigkeit (ca. 1200 km in nur 5 Std) in die Hauptstadt Chinas. Angekommen in Peking, stellten wir unsere Sachen im Hostel ab und machten uns auf den Weg in die Stadt. Die Smogwolke umhüllte uns sofort. Denn an diesem Tag wurde der Grenzwert überschritten und wir alle rauchten ungewollt ca. 21 Zigaretten. Abgesehen davon, sahen wir etwas vom richtigen China. Rote Mauern, verschnörkelte Dächer, bunte Verzierungen. Der erste Stop war der Temple of Heaven. Leider waren wir etwas zu spät dran und der Tempel war schon geschlossen, doch der Park und die Anlage drum herum waren trotzdem schön. Abends gabs dann, natürlich, Peking-Ente.


TAG 2 | Sonntag, aka der heißeste Tag ever. Früh um halb 8 ging es wieder los zu den nächsten Sehenswürdigkeiten. Auf unserem Plan stand die verbotene Stadt. Angekommen, wurden (bestimmt extra für uns) vor dem Eingang schon die Wasserfontänen angemacht. Vermutlich eher, weil bereits um 9 Uhr schon die 30 Grad geknackt wurden. Nach einem Kampf durch die Massen an Chinesen standen wir auch schon auf dem ersten riesigen, pompösen Platz bebaut mit noch größeren chinesischen Gebäuden. Wir schleppten uns von einem Haus zum anderen, um wenigstens etwas kühle Luft von der Klimaanlage abzubekommen, denn in der Zwischenzeit stieg die Temperatur bis zu 37°C an. Ja, war sehenswert, aber anstrengend. Und irgendwie ... sah alles irgendwann gleich aus. Rote Wand, weißer Platz, Haus, Haus, Haus. Und das auf 720 Tsd m². Total ausgehungert machten wir uns dann in der Umgebung auf die Suche nach etwas Essbarem und wurden in einem Hotpot-Restaurant fündig (= großer Topf mit Brühe in der Mitte, in dem man Fleisch und Gemüse gemeinsam zubereitet, ähnlich Fondue). Abends wanderten wir dann noch durch das Künstlerviertel von Peking, die sog. Hutongs und versackten dort in einer gemütlichen Bar mit Live-Musik.


TAG 3 | Der Tag war für mich der allerbeste dieses Trips, ein richtiges Abenteuer. Denn wir machten uns auf zur chinesischen Mauer! Morgens setzen wir uns ganz nach Beschreibung eines Blogs, der diesen Trip detailliert empfohlen hat, in irgendeinen Bus und hofften, dass wir nach ca. 2 Std. wirklich an der Mauer ankommen würden. Und siehe da, man scheuchte uns an einer Station aus dem überfüllten Bus und ein Tuktuk brachte uns dann ein paar Kilometer weiter zum Wanderweg. 1,3 km steil bergauf bei 30 Grad waren ein kleiner Kampf, aber machbar. Denn das Ziel sah man schon von unten. Oben angekommen, nahm ich erst mal einen großen Zug von der frischen Luft und schaute mich um. Woah. Leute, das war der absolute Wahnsinn. Weit und breit keine Menschenseele, außer wir selbst. Die Mauer erstreckte sich bis ins Unendliche. Und ich konnte es einfach nicht fassen. Den Moment da oben werde ich glaube ich nie mehr vergessen. Ein kurzer Walk, ein paar Fotoshootings und Videoaufnahmen später mussten wir auch schon wieder runter, da der letzte Bus fuhr. Die Rückfahrt gestaltete sich super schwierig, da alle Busse voll waren und wir nirgendswo mehr mitkamen. Wir haben dann einen Tuktuk-Fahrer mit viel Geld bestochen, dass er uns bis zu einer Metrostation von Peking mitnimmt. Hätte nicht gedacht, dass wir jemals ankommen, denn sein Mini-Bus fiel fast auseinander und er fuhr zeitweise ganz locker auf der anderen Spur während uns Lkws entgegenkamen. Aber, we survived! Und so erkundeten wir abends noch den Nachtmarkt in Peking, wo es von Viechern nur so kreuchte und fleuchte: Skorpione, Seesterne, Käfer und Heuschrecken. Letzteres traute ich mir zu. Leider kein 4-Sterne-Essen. Schmeckt nach nix.


TAG 4 | Dienstag, letzter Tag. Da unsere Füße fast abfielen vom vielen Laufen und uns der Muskelkater vom vorherigen Tag noch lahmlegte, machten wir eine gemütliche Tour durch den Sommerpalast (eine schöne Anlage mit großen Gebäuden und Parkflächen) mit vieeelen Pausen. Leider war der Vormittag etwas verregnet, was eigentlich aber auch eine gute Abwechslung zur unerträglichen Hitze war. Später kam dann die Sonne raus und wir tigerten zum Lama Tempel. Der Tempel ist buddhistisch geprägt und wirklich wunderschön. Wir beobachteten die Chinesen mit ihren Räucherstäbchen beim Beten und versuchten es ihnen gleichzutun. Um 19 Uhr fuhr dann unser Zug zurück nach Shanghai. Ich war völlig fertig. Kaputt. Müde. Hunger. Pipi. Kalt.

Mein Fazit: Peking ist auf jeden Fall eine Reise wert, aber mir gefällt Shanghai wesentlich besser. Die Luftverschmutzung ist wirklich ein großes Problem und generell ist die Stadt nicht annähernd so modern. Trotzdem verarbeite ich jetzt noch jedes einzelne Erlebnis. Der Trip war toll. Schauen wir, wo es mich als Nächstes hinzieht!

22. Mai 2017

Night life, Fuxing Park, Tianzifang

Eine ganze Woche bin ich nun schon in Shanghai. Die Zeit vergeht. Und natürlich sind wir eigentlich den ganzen Tag (Abend/Nacht) unterwegs. Meine Füße bluten, aber man wird einfach von den Massen weiter durch die Stadt getragen. Und von dem eigenen Willen, alles kennenzulernen. Mir gefällt Shanghai wirklich unglaublich gut. Es ist überall laut, überlaufen, hektisch, groß. Alles muss blinken und piepsen, sonst ist es nicht chinesisch. Und das mag ich total! Sich einfach in die Menschenmassen zu schmeißen und gucken wo man landet.

Ich kann mich ziemlich gut mit der Kultur identifizieren. Vor allem mit der Esskultur: alle an einem runden Tisch, jeder isst von jedem Gericht, zusammen, in Gemeinschaft. Generell geht Kollektivismus vor Individualismus und das merkt man auch. Natürlich gibt es auch Chinesen, die versuchen aufzufallen, z.B. haben wir doch tatsächlich einen Mann gesehen, der mitten auf der Straße rückwärtslief. Gegen den Strom eben.


Das Nachtleben haben wir langsam auf Herz und Nieren geprüft. Einen Abend verbrachten wir in der offen gestalteten Bar Rouge, die einen Ausblick auf den Bund bietet, abseits der überlaufenen Promenade. Das war einfach der absolute Wahnsinn. Ansonsten haben wir bereits drei verschiedene Clubs getestet. Das Fusion (eher Electro/Pop) in der Innenstadt, das M1NT hoch oben in einem Hochhaus (schicki micki mit Haifischbecken am Eingang) und den Reel to Reel Club, der eher ein normaler Studentenclub war (HipHop/RnB). Man kann wirklich nicht meckern. Die Stadt schläft nie.

Am Wochenende haben wir dann wieder viel unternommen. Der Fuxing Park ist z.B. ein superschöner öffentlicher Park, in dem man in der Sonne sitzen und sogar einige chinesische Senioren beim Karten spielen beobachten kann. Er liegt genau im französischen Viertel (auch Künstlerviertel genannt), durch das man ein paar Meter weiter schlendern kann. Etwas versteckt in einer Seitenstraße findet man dann auch Tianzifang. Ein kleiner Geheimtipp. Hier reihen sich kleine Läden, Boutiquen, Essens-Stände, Souvenirshops und Mini-Manufakturen aneinander. Ein absolutes Muss und bisher mein Lieblingsort in Shanghai.

Die restliche Zeit verbrachte ich in der Uni (sie hatte jetzt am Wochenende 110-jähriges Jubiläum), die jeden Tag von 9-17 Uhr ruft. Dass ich dann immer noch die Kraft habe so viel zu unternehmen, überrascht mich selber total. Aber ich merke langsam, dass ich etwas Schlaf nachzuholen habe. Naja dafür habe ich aber eigentlich keine Zeit, denn am Wochenende geht es schon auf zum nächsten Abenteuer: PEKING. Also seid gespannt!

16. Mai 2017

Finally arrived in Shanghai

Ich schaute aus dem Fenster des Shuttles, der uns gerade zu unserem Hotel brachte. Die Wolkenkratzer, Wohnblöcke, zahllose Menschen, endlos breite Straßen, hupende Autos, Hektik, Lärm, drückende Luft. Unser Fahrer regte sich gerade über einen Lkw auf, der uns fast von der Straße gedrängt hätte und der Shuttle wackelte von einer zur anderen Seite. Ich war müde und total kaputt vom Flug. Für einen Moment war ich total überfordert. Und dann realisierte ich erst: ich bin da. Ich bin angekommen in Shanghai.

Ja Freunde, ich bin in der Millionenstadt gelandet und schon jetzt total überwältigt! Auch wenn erst ein paar Tage vergangen sind und ich erstmal richtig ankommen muss, kann ich jetzt schon langsam meine ersten Eindrücke in Worte fassen.

Den ersten Abend verbrachten wir direkt in der Innenstadt am Bund (The Bund), wo man die berühmte Skyline der Pudong-Seite sehen kann. Gleich bei Ankunft sowas beeindruckendes sehen zu können, war ein echtes Highlight. Allerdings kann man nicht allzu lange dort zwischen den pausenlos fotografierenden Chinesen und Touristen verweilen, da man sonst Klaustrophobie bekommt und panisch den nächsten freien Fleck sucht. Auch eine kurze Tour durch die Straßen in der Umgebung haben wir geschafft. Ein paar Meter weiter findet man nämlich die Nanjing Road, die zum shoppen perfekt ist. Das machen wir zwar erst später, aber ein kleiner Spaziergang vorbei an den leuchtenden Geschäften war es wirklich wert.

Am nächsten Tag hatten wir unseren ersten Tag in der Tongji University. Nach einem traditionellen Lunch und einer Campus Tour fingen die ersten Vorlesungen an. Die Uni und der Campus sind super modern und groß, man verliert sich fast zwischen den anderen Studenten. Man sieht, dass sie eine der besten in ganz China ist. Die Chance für kurze Zeit hier zu studieren ist wirklich einmalig. Auch wenn etwas Arbeit und Lernstress vor mir liegt, wird der kulturelle Eindruck und die Zusammenarbeit mit den chinesischen Studenten wahnsinnig toll sein. Und natürlich ist hier das "richtige" Studentenleben auch nicht schlecht (ja, Clubs und Bars gibt's hier ohne Ende).

Und die Chinesen? Die sind super nett, sprechen gar nicht so schlecht Englisch und genau, wollen Fotos mit uns, den Europäern. Ist uns schon am ersten Abend passiert. Total witzig. Anscheinend müssen wir uns jetzt daran gewöhnen. Wir wurden ja vorgewarnt, doch dass es so schnell dazu kommt, hätte ich nicht gedacht.

Soviel zu meinen ersten Eindrücken. Ich hatte natürlich noch viel mehr, aber es ist einfach zu viel, um alles aufzuschreiben. See you later alligator - mein nächster Post kommt bald :)

1. Mai 2017

Going on an Adventure

Es ist endlich soweit! In ein paar Tagen geht der Flieger. Bei dem Gedanken werde ich ganz nervös. Denn meine Reise wird mich ca. 9000 km östlich nach Shanghai, China führen. Ich habe das große Privileg ein 4-monatiges Auslandssemester an einer renommierten Universität in Shanghai machen zu dürfen. Und ich bin mehr als aufgeregt. Noch nie war ich so lange so weit weg von zu Hause entfernt. Noch nie in so einer komplett anderen Kultur. Noch nie so extrem auf mich allein gestellt. Doch ich freue mich wie Schmidt's Katze und kann es kaum erwarten endlich meinen Fuß auf asiatischen Boden zu setzen. Sofern ich diese 11 Std. Flug heil überstehe, wird das die mit Abstand größte Erfahrung meines Lebens werden. Ich denke, danach werde ich viele Dinge anders sehen, die Welt ganz anders wahrnehmen, vielleicht sogar ein etwas anderer Mensch sein.


Meine treuen Begleiter für die nächsten Monate: meine Kamera, ein Reiseführer, Sonnenbrille und gaaanz wichtig, der Reisepass. Neben den Packproblemen (ja ich bin halt ein Mädchen), stelle ich mir so viele Fragen: Was wird mich erwarten? Wie wird die Uni sein? Wie sind die Chinesen drauf? Werde ich dort schon Reis oder gebratene Nudeln zum Frühstück essen? Wird man mein "Nĭ hâo" verstehen? Wenn nicht, wie verständige ich mich richtig mit Händen und Füßen? Und wie ist das eigentlich mit dem Smog? All diese Fragen und auch ein paar Vorurteile, die bei dem Gedanken an China ja wohl bei jedem aufkommen, kann ich vielleicht im Laufe der Zeit klären. Ich werde mich einfach darauf einlassen und alle Eindrücke hier sammeln.

Während meiner Zeit in Asien werde ich allerdings nicht nur in Shanghai bleiben. Kreuz und quer durch China und Umland wird es mich führen. Auf meiner Bucketlist ganz oben stehen: Peking, Xi'an, Hong Kong, Singapur, Kuala Lumpur, Seoul und eine 3-wöchige Tour durch Vietnam und Thailand. Wie ein richtiger Backpacker möchte ich so viel sehen, wie nur irgendwie möglich. Schlafen wird überbewertet. Definitiv.

So, und ich packe jetzt zu Ende und freue mich weiter wie verrückt auf das große Abenteuer, das vor mir liegt. Ich melde mich dann wieder aus dem fernen Asien. Bis dann, Freunde!