12. Juni 2017

Suzhou & Tongli

Ihr habt wohl gedacht ich hab nix mehr zu erzählen? Nee, falsch gedacht. Die Uni spannt mich nur leider von morgens bis abends ein. Die Abgabetermine von unzähligen Projekten, Hausarbeiten und Präsentationen rücken immer näher. Und es kommen immer noch welche obendrauf. Da bleibt nicht viel Zeit zum schreiben. Aber Freunde, hier wieder ein Update. Denn wer fleißig ist, darf nach getaner Arbeit auch genießen und durch die Weltgeschichte reisen.

Und so machten wir uns am vergangenen Wochenende auf nach Suzhou. Eine Stadt am Wasser, die wegen ihrer Kanäle auch als "Venedig des Ostens" genannt wird. Wir fuhren mit dem Schnellzug etwa eine halbe Stunde von Shanghai. Als wir ausstiegen schüttete es wie aus Eimern. Wassermassen stürzten von den Dächern. Und die Regenzeit hat offiziell ja noch nicht mal begonnen. Halleluja. Naja, wir hatten Regenjacken und -schirme und es wurde dann etwas weniger bzw. hörte zwischenzeitlich sogar auch mal ganz auf zu regnen. Unser erster Halt war die Beisi Pagoda. Ein 9-stöckiger Turm, buddhistisch geprägt, mit viel Geschichte und einem schönen Garten drum herum. Hier gibt es einen Brauch: man soll drei Runden in der Pagode im Uhrzeigersinn drehen. Das soll nicht nur Glück, Gesundheit und Erfolg bringen, sondern bewirkt auch, dass Drachen und Yakshas (Naturgeister) vor Sorgen und Problemen schützen. Wer entgegen dem Uhrzeigersinn läuft, bewirkt genau das Gegenteil. Natürlich haben wir es richtig gemacht und die Geister wachen nun über uns. Ein paar Meter weiter fanden wir ein idyllisches Teehäuschen und retteten uns ins Trockene. Mit einem Glas grünen Tee in der Hand schauten wir hinaus in den Regen und freuten uns über die gemütliche Atmosphäre. Das Leben kann manchmal so einfach und so schön sein.

Danach liefen wir zu einem der vielen Gärten dieser Stadt. Der Humble Administrator's Garden (= der Garten des bescheidenen Politikers) ist eine traditionelle chinesische Anlage mit verzierten Häusern und Bonsais. Da das Wetter nur semi-gut war, wollten die Chinesen auch lieber alle ins Museum nebenan und es war nicht hoffnungslos überlaufen. Hinsetzen und durchatmen war also inklusive. Als der Regen allmählich aufhörte, wanderten wir durch die Straßen von Suzhou zu den Kanälen. Niedlich, dass sie sich mit Venedig vergleichen. Immerhin haben sie auch Wasserstraßen. Trotzdem hat mir Suzhou wirklich gut gefallen.

Abends juckelten wir mit einem Bus in das nächstgelegene kleine Wasserdorf Tongli. Hier hatten wir für eine Nacht ein Hotel gebucht und wollten dann gemütlich den Sonntag dort verbringen. Ja ähm, angekommen gabs schon das nächste Abenteuer. Denn die Frage war: wie hinkommen, wenn Google Maps keinen richtigen Standort ausspuckt und kein Chinese je von diesem Hotel gehört hatte, uns also nur fragend anschaute? Nachdem wir eine Stunde durch die Gassen geirrt sind und uns wahrscheinlich jeder einzelne Einwohner fünf Mal an seinem Haus vorbei laufen sah, fanden wir ein Café mit einer netten chinesischen Familie, die für uns in dem Hotel anrief. Ein Mann von der Rezeption kam uns dann dort abholen und führte uns zu der Unterkunft. Ein Hoch auf unser bisschen Chinesisch! Sonst wären wir wahrscheinlich nie angekommen. (Am nächsten Tag gab es dann bei der Familie im Café Saft, Kaffee und Waffeln für alle - sie hatte uns ja sozusagen den Trip gerettet und wir wollten ihr wenigstens zum Dank etwas Umsatz bescheren.) Nachdem wir unsere Sachen dann im Hotel abgestellt hatten, gab es warme Nudelsuppe und später noch ein gemütliches Zusammensitzen in einer Bar, in der ein sehr talentierter chinesischer Sänger für uns eine Einzelvorstellung gab. Denn das Dorf war nachts wie ausgestorben.

Morgens ging es wieder los. Das Dörfchen bot einige "Scenic Spots" für Touristen entlang der Kanäle, die aber leider sehr überlaufen waren. Ganz anders als am Abend zuvor, drängelten und quetschten sich Menschen durch die Gassen. Wir machten dann noch eine kleine Bootsfahrt und ließen uns etwas treiben. Es war ganz nett dort, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir in eine Touristenfalle getappt waren. Es haute mich jetzt nicht vom Hocker. Kleine Anekdote, um zu verstehen was ich meine: Eine der Hauptsehenswürdigkeiten war der Pearl Tower ... ein hinter Glas gestellter Miniatur-Turm, an dem Perlenketten mit Sekundenkleber befestigt waren. Die Chinesen sind witzig.

Aber da es noch andere Wasserstädte in der Nähe von Shanghai gibt, gebe ich die Hoffnung nicht auf und werde weiter nach den schönsten Plätzen von China suchen! Liebe Grüße an alle zu Hause. Schön, dass ihr alle meinen Blog so fleißig verfolgt. ♥

1 Kommentar:

  1. Schade, dass es letztendlich so überlaufen war, ich stelle mir so ein Wasserdorf doch recht schön vor :)

    Liebe Grüße
    Jimena von littlethingcalledlove.de

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