Die vergangenen Tage verbrachte ich in Yunnan, der südlichsten Provinz Chinas. Sie liegt an der Grenze zu Vietnam, Laos und Myanmar und versprach etwas vom alten, traditionellen China zu sehen. Auf unserer Liste standen einige Gebirge, alte Städte und viele Sehenswürdigkeiten, die nirgendswo anders zu finden sein sollen ...
MI | Ein neues Abenteuer beginnt. Wir sitzen auf dem Flughafen in Shanghai. Ganz euphorisch. Gegen 21:30 Uhr sollte unser Flugzeug starten. Ist es aber bis jetzt nicht. Die Verspätung wird immer länger. Die Euphorie schwindet. Mit ca. 3 Stunden Verspätung heben wir dann ab, in dem engsten Flugzeug, das ich je gesehen habe. In Kunming (Hauptstadt der Provinz Yunnan) angekommen, gibt es weit und breit kein einziges Taxi. Hunderte von Menschen, aber keine Taxis. Später sollten wir rausfinden warum. Ein Chinese quatscht uns an und wir steigen völlig fertig und mit einer "Jetzt-ist-mir-eigentlich-auch-alles-egal-ich-will-ins-Bett"-Laune in seinen Minibus. Gleich auf dem Highway geraten wir in einen Stau, der sich einfach nicht aufzulösen schien. Nächste Abfahrt runter von der Schnellstraße, nächstes Problem: Überflutung. Und zwar heftig. Die Regenfälle machten uns einen Strich durch die Rechnung. Heute war irgendwie nicht unser Glückstag. Der Fahrer opferte dann in einer riesigen Pfütze (das Wasser stand knapp bis zum Kofferraum) sein vorderes Nummernschild und brachte uns letztendlich heil zum Hotel. Um 5:30 Uhr checkten wir dann ein und schliefen bis zum spätmöglichsten Check-Out.
DO | Ca. 5 Stunden Schlaf später sah die Welt irgendwie schon wieder besser aus. Ich war halbwegs ausgeschlafen und die Sonne begrüßte uns als wir aus dem Hotel traten. Da wir für einen großen Ausflug keine Zeit mehr hatten (unser Nachtzug nach Lijiang fuhr abends um 21 Uhr), entschieden wir uns für einige kleinere Ziele in der Stadt. So liefen wir zuerst zum Flower and Bird Market in Kunming. Hier gab es neben wunderschönen Kakteen und Sukkulenten alle möglichen Tierarten zu kaufen. Hundewelpen, Kaninchen, Hamster, Fische, Käfer, Wellensittiche und Chinchillas. Danach setzten wir uns in den nächsten Linienbus zu einem nahegelegenen See. Die kühle Seeluft und das Klima (fast wie zu Hause und nur ca. 20-25 Grad) waren wirklich angenehm. Neben dem See befindet sich gleich das Minority Village. Hier wird das Leben der Minderheiten in Yunnan nachgestellt und repräsentiert. Ein kleiner Spaziergang hier war wirklich schön. Wir fanden uns später an einem Grill mit Kartoffeln und Fleischspießen wieder. Danach machten wir uns auf zum Bahnhof.
FR | Der Nachtzug juckelte langsam über die Gleise. Ich hatte kaum ein Auge zugemacht und mein Rücken schmerzte. Wir stiegen gegen 7 Uhr aus dem Zug und traten in die frische Morgenluft. 15 Grad war ich nicht mehr gewöhnt. Auf unserem Plan für heute: der Jade Dragon Snow Mountain. Hier gab es verschiedene Seilbahnen und Aussichtspunkte. Wir wollten zuerst zum Blue Moon Valley, ein See mitten im Gebirge, der so poolblau ist, dass es schon fast total unnatürlich wirkt (s. oben). Es handelt sich hier um geschmolzenes Gletscherwasser, das kristallklar ist. Es war wirklich super schön. Danach wollten wir zur Yak-Wiese, aber irgendwie fanden wir den Weg nicht und dann fing es auch noch an zu regnen. Also entschieden wir uns dazu ins Hostel zu fahren und uns erstmal eine warme Dusche zu gönnen. Unser Hostel war wirklich süß und hatte eine tolle Aussicht über die Altstadt von Lijiang. Diese erkundeten wir gleich danach. Kleine alte Gassen, überall Geschäfte und viel Trubel. Das UNESCO-Weltkulturerbe enttäuschte uns nicht. Abends gab es dann Yak. Fleisch, Milch, Yoghurt, Eis und Bonbons. Alles vom Yak.
SA | Nach einem leckeren Frühstück im Hostel machten wir uns auf zum Lashi Lake, ein See ganz in der Nähe von Lijiang. Unser Hostel hatte uns eine Tour mit einer Bootsfahrt, Hotpot-Essen und einem Ausritt rundum den See organisiert. In einem kleinen Ruderboot mit Elektromotor-Update schipperte uns ein fröhlicher Chinese über den See. Dann wurden wir in einer Hütte abgeladen und es gab lecker Gemüse, Nudeln und Brühe - Hotpot eben. Nebenbei fing es an zu regnen, was nicht nur uns nicht gefiel, sondern auch den Pferden nicht. Ich war sowieso skeptisch, denn ich hatte in der Vergangenheit nicht die beste Beziehung zu diesen Tieren. Als ich mich überwunden hatte, auf dem Pferd saß, wir losritten und der Nieselregen auf einmal doller wurde ... bereute ich es schon wieder. Klatschnass und durchgefroren kamen wir von der Tour zurück. Es war witzig, aber ich steige definitiv nie wieder auf ein Pferd! Nach einer langen Dusche und einem Nickerchen kauften wir uns Karten für das Naxi Orchestra in der Altstadt. Die Naxi sind eine kleine ethnische Minderheit, die in Yunnan lebt. Die traditionelle Musik wird immer noch in Lijiang von 80-jährigen Chinesen aufgeführt, stirbt aber leider langsam aus, da es keine weiteren Nachfolger gibt. Es hat mir richtig gut gefallen und es war schön den älteren Chinesen beim spielen der Instrumente zuzuschauen.
SO | Unseren letzten Tag in Lijiang verbrachten wir im Baisha Village. Ein weiterer kleiner traditioneller Ort in Yunnan. Hier schauten wir uns eine Schule für Stickerei an, in der uns eine Frau die Arbeit ihrer Schüler und Meister zeigte. Aus Seide gestickte Kunstwerke, kaum bezahlbar, unendlich detailliert und wunderschön, wie Gemälde. Sonst kauften wir noch Souvenirs und schlenderten durch die kleinen Gassen. Abends fuhr uns der Nachtzug nach Kunming zurück.
MO | Aus dem Nachtzug raus erwartete uns gleich das nächste Ziel in Kunming: der Stoneforest. Hier gab es eine Karstfelsenlandschaft zu bestaunen und enge Wege zu begehen. Steine ragten überall in den Himmel. Sehr außergewöhnlich. Es war sogar schönes Wetter und wir konnten einen letzten entspannten Tag dieser Reise hier verbringen. Wir fanden einen netten älteren Fahrer der uns hinfuhr und auch wieder zurück. Er brachte uns später direkt zum Flughafen, wo dann unser Flug abends nach Shanghai zurückging.
Und während ich gerade diesen Beitrag verfasse, sitze ich mitten in Seoul (Südkorea) und gucke aus unserem Hotelfenster im 10. Stock. Ich habe eine fantastische Aussicht und fühle mich hier sauwohl. Aber mehr dazu erst im nächsten Post. Bis dann, Freunde!
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