DO | Es ist 20:16 Uhr und der Nachtzug fährt ab. Zum ersten Mal in meinem Leben schlafe ich in einem Bett auf Rädern und dann ist es auch noch in China. Wir hockten in einer Kabine mit 4 Betten, jeweils 2 übereinander. Es war sehr beengt, aber irgendwie gemütlich. Zumindest hatten wir einen Soft Sleeper, also sogar eine richtige Matratze. Mit ein bisschen Musik und unserem UNG-Spiel (ja, das ist die chinesische Fake-Version von UNO) schafften wir uns Wohnzimmer-Atmosphäre. Später fiel ich dann in einen ruckeligen und (zugegeben) leicht unruhigen Schlaf. Der Zug ratterte und klapperte. Ganze 12h fuhren wir nach Huangshan. Aber es war komfortabler als in manch einem Hostel-Bett.
FR | Nach wenigen Stunden Schlaf kletterten wir um 7 Uhr morgens aus dem Zug. Wir sind angekommen. Inmitten einer Berglandschaft von China, dem Mount Huangshan. Vorbild für die Halleluja-Berge aus Avatar. Heute wird gewandert. Aber davor mussten wir erst mal ins Hotel. Nicht nur um unsere Sachen abzustellen, sondern auch um uns die Wanderrouten erklären zu lassen. Gesagt, getan. Wanderschuhe zugeschnürt und ab in den nächsten Bus zum Berg. Schon auf der Fahrt konnte man steile Abhänge und riesige Berggipfel sehen. Wir beschlossen, den ersten Tag hochzulaufen. Diese Entscheidung sollten wir später noch bereuen. Denn es ging für uns ca. 2,5h steile Treppen hinauf (eine ist auf dem rechten Bild zu sehen). Bei 30 Grad. War die eine Treppenpartie geschafft, sah man schon die nächste, die einfach nicht aufzuhören schien. Aber Leute, die Aussicht belohnte einen. Auf dem Weg nach oben hatte man eine tolle Sicht. Wir hatten perfektes Wetter. Gar kein Nebel. Nix. Nada. Klare Sicht auf die Berglandschaft. Oben angekommen zitterten uns zwar die Knie, aber wir jammern ja nicht. Trotzdem liefen wir zu ein paar Aussichtspunkten weiter z.B. dem Monkey gazing over the Sea (siehe linkes Bild), ein Stein, der aussah wie ein Affe, der auf dem Berg hockt und, so wie wir, die Aussicht genießt. Nachmittags gönnten wir uns dann eine Fahrt in der Seilbahn nach unten. Im Hotel dann ein laaanges Fußbad und ein kaiserliches Abendbrot.
SA | Wandertag Nr. 2 - zum Glück (noch) kein Muskelkater. Trotzdem entschieden wir uns diesmal für die Seilbahn nach oben und planten eine ca. 4-5h Tour durch die Berge des Mount Huangshan. Die Route, die wir uns ausgesucht hatten, führte an großen Pinien, steilen Treppen und wahnsinnig tollen Ausblicken vorbei. Auf manchen Gipfeln hatte man einen Rundumblick auf das Gebirge und mir stockte teilweise der Atem. Noch nie habe ich so eine großartige Landschaft gesehen. Steile Berge, mit Bäumen bewachsen. Wirklich wie aus einem fiktiven Film. Zum ersten Mal machte mir wandern wirklich unglaublichen Spaß. Wir haben zwischendurch sogar einen Bergaffen beobachten können, der in der Ferne auf dem Berg rumkletterte! Am Ende der Wanderroute führte ein Weg wieder hinunter zur Busstation. Ich glaube, das gab meinen Beinen den Rest. Leider unterschätze ich auch total die Kraft der Sonne. Schon beim Abstieg zeichneten sich rote Stellen an meinem Hals ab. Als wir unten angekommen waren, hingen alle nur noch da wie ein Schluck Wasser. 2 Tage Hardcore-Wandern - das war keiner von uns gewohnt. So richtig spaßig wurde es aber erst am nächsten Tag ...
SO | Der Wecker klingelte und ich stieg aus meinem Bett. Sofort fingen meine Oberschenkel und vor allem meine Waden an es mir heimzuzahlen. Hallo, Muskelkater! Dann schaute ich in den Spiegel. Super. Hallo, Sonnenbrand! Nach einem stärkenden Frühstück verschwanden wir alle wieder im Hotelzimmer und schliefen noch eine Runde. Unser Zug fuhr erst um 14 Uhr und wir waren alle zu nix mehr zu gebrauchen. 2h Mittagsschlaf später schlurften wir verschlafen und völlig fertig zum Bahnhof. Keiner konnte mehr richtig laufen. Alle freuten sich über einen verbrannten Nacken oder eine gerötete Stirn. Yippie. Der Schnellzug brachte uns in 4h zurück nach Shanghai. Dann fielen wir einfach nur noch ins Bett. Auch wenn mir der Muskelkater noch etwas nachhängt, der Trip war echt toll. Es hat sich so gelohnt. Es war bis jetzt einer der besten Ausflüge, die wir je gemacht hatten!
EXTRA | Bevor wir am langen Wochenende nach Huangshan gefahren sind, gab es noch ein anderes Highlight, dass ich mit euch teilen möchte. Ich kleiner Adrenalin-Junkie habe mich doch tatsächlich getraut auf dem Jin Mao Tower in 340m Höhe einen Skywalk rundum das Gebäude zu machen. Es war der absolute Wahnsinn! Man konnte über ganz Shanghai gucken, ohne das eine Scheibe oder ein Geländer einem die Sicht versperrte. Die Sicherheitsgurte erlaubten es sogar sich etwas vorzubeugen und nach unten zu gucken. Auch wenn der ganze Spaß ein bisschen was gekostet hat, sowas macht man nur ein Mal im Leben und das wird mir lange Zeit im Gedächtnis bleiben.
Das waren definitiv eines mit der zwei besten Abenteuer! :)
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