Nachdem die letzten Uniwochen sehr stressig waren, wird es jetzt langsam ruhiger. Alle Klausuren sind geschrieben, die meisten Projekte abgegeben und nur noch wenige Vorlesungsstunden übrig. Der komplette Juli ist voller Reisepläne, da wir insgesamt 4 lange Wochenenden haben (Donnerstag und Freitag sind von nun an vorlesungsfrei, yeah). Und an diesem ersten langen Wochenende stand für uns die Hauptstadt des Südens auf dem Plan: Nanjing (Nanking).
DO | Da wir Freitag einen Businesstermin in der Stadt hatten, setzten wir uns bereits Donnerstagnachmittag nach der letzten Vorlesung in den Schnellzug. Nanjing war einst die Hauptstadt Chinas (heute: Hauptstadt des Südens, da Nan = Süden) und ist sehr geschichtsträchtig. Eines der wahrscheinlich mit schlimmsten Ereignisse in der Geschichte Chinas fand hier statt: das Massaker von Nanjing bzw. einer der Angriffe auf China im zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg (zweiter Weltkrieg). In der Stadt gibt es eine Memorial Hall, die der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich ist und diese war auch gleich unser erstes Ziel. Denn wie soll man China richtig kennenlernen, wenn man sich nicht mit der Vergangenheit des Landes auseinandersetzt? Und die Ausstellung war, puh, sehr heftig. Es hat mich echt mitgenommen. Wer mehr Infos darüber haben will, der schmeißt am besten mal Google an. Da Deutschland hier auch eine große Rolle gespielt hat und das die meisten gar nicht wissen, ist es wirklich gut sich mal näher damit zu beschäftigen. Danach pilgerten wir durch die kleine historische Altstadt bis zur Stadtmauer. Kaum zu glauben, aber um 18 Uhr abends waren wir dort allein. Ohne Chinesen. Sehr unrealistisch, ich weiß. Dazu der Sonnenuntergang. Die Skyline. Die hunderttausend Zikaden, die seit ca. 2 Wochen überall ihren wunderschönen Krach verbreiten. Fantastisch. Fotogener hätte sich Nanjing für uns nicht geben können.
FR | Am Freitag hatten wir dann einen Company Visit, der von unserer Uni organisiert wurde. Als wir danach dann an den Xuanwu Lake gehen wollten, fing es auf einmal urplötzlich an zu regnen. Stimmung war im Keller. Regen in China ist echt nicht lustig. Ein Eis bei Mc's später sah die Welt aber wieder ganz anders aus und die Sonne lachte uns ins Gesicht. So saßen wir gemütlich am See, sahen auf die Skyline der Stadt, schlenderten durch den nahegelegenen Park und wurden durch den Wetterwechsel sogar mit einem Regenbogen belohnt. Freitagabend traten wir dann den Heimweg an.
SA | Den ganzen Samstag verbrachten wir in Shanghai. Es kam neuer Besuch (von einem Kommilitonen) und ich wollte die Gelegenheit zum Fotografieren nutzen. Die Hitze drückt seit ca. 2 Wochen (seitdem die Zikaden da sind - hat bestimmt was damit zu tun?) so extrem, dass man nach 5 min hektisch nach der nächsten Klimaanlage sucht oder sich ein neues T-Shirt herbeiwünscht. Metrofahrten werden damit zum Highlight, denn hier klebt Chinese an Europäer an Chinese, yippie. Naja, auf jeden Fall konnte ich ein paar gute Fotos zustande bringen. Mit viel Geduld. Vielen Versuchen. Viel Blut, Schweiß und Tränen (fast wortwörtlich). Hier das Ergebnis!
SO | Sonntags fuhren wir dann noch in eine andere Wasserstadt nicht weit von Shanghai. Zhujiajiao ist ungefähr 50 km und 1,5 h Busfahrt entfernt. Auch wenn es sehr heiß war, hat es sich wirklich gelohnt. Die kleine Kanalstadt hat mir um einiges besser gefallen als Tongli vor ein paar Wochen. Die Stadt lässt ein Stück altes Shanghai durchblitzen, dass ja erst in den letzten paar Jahrzehnten so rasant gewachsen ist. Es gab süße kleine Cafés, Restaurants und Geschäfte. Und es war nicht hoffnungslos überlaufen. Mit einem kleinen chinesischen Fächer und einer eisgekühlten Cola ließ es sich aushalten. Abends waren wir trotzdem ziemlich knülle, einfach weil die Hitze einem permanent zu schaffen macht. Auch ein bisschen weil die Fahrt in dem stickigen Bus nicht ganz so angenehm war.
Die nächsten Wochen werden so extrem aufregend. Das kommende Wochenende verbringen wir nämlich erst einmal am Mount Huangshan. Also es wird quasi erstmal nur gewandert. Dann geht es die Tage darauf weiter in die südlichste Provinz Chinas, Yunnan. Dass diese "Provinz" so groß ist wie Deutschland und Niederlande zusammen, lässt darauf schließen, dass wir seeehr viel sehen werden. Und die absolute Krönung ist die Reise nach Seoul am Ende des Monats. Südkorea, Leute. Ich werde so viel zu berichten haben - freut euch drauf! :)